Eine amtliche Geburtstagsparty
MacBeth feiern 25jähriges Bandbestehen im From Hell
18..12.2010 [db] Wenn man schon seit einer halben Ewigkeit als Band unterwegs ist – die Höhen und vor allem die Tiefen kennt, bespitzelt wurde und ein Spielverbot erhalten hat, Bandmitglieder verloren und neue gefunden hat, schon zu DDR-Zeiten eine stattliche Fanbase vorweisen konnte und im neuen Jahrtausend noch einmal richtig Gas gibt. Wenn man dann noch „MacBeth“ heißt, Metal spielt und aus Thüringen kommt – dann muss das ordentlich begossen werden. Die Schwermetaller der alten Schule, die nichts an Biss und Vitalität eingebüßt haben, luden am Samstagabend im From Hell zum Jubiläumskonzert ein. Trotz Wetterkapriolen – einer Band wie MacBeth sagt man als gestandener Metalhead nicht ab. Da wird sich durch den Schnee gekämpft, um zu feiern. Und es sollte sich lohnen.
Das erste, was einem auffiel, nachdem durch das Foyer des Clubs gegangen war: voll, verdammt voll. Und viele Fotografen da, die sich sonst nie hierher verlaufen, obwohl in diesem Club immer wieder feine kleine Events und Konzerte stattfinden. Da muss erst ein 25jähriges Jubiläum her, damit das From Hell auf deren Landkarte erscheint. Während die Techniker noch das ein oder andere auf der Bühne richteten, standen Ralf Klein und Hanjo Papst von MacBeth an der Bar und scherzten, Sänger Olli Hippauf nahm nochmals die Bühne Augenschein und schlenderte durchs Publikum. Seit Dienstag war die Band hier, um sich auf diesen einen Abend vorzubereiten. Ein Abend, an dem erinnert und zelebriert werden sollte.
Kurz nach 20Uhr ging es los – mit der Erfurter Metalband in hoc signo und einem reichlich verwirrten Sänger. Es nervt, wenn Bands immer wieder während ihres Auftritts an den Einstellungen rumzumeckern haben – Monitor hier, Monitor da. Wozu gibt es einen Soundcheck? Es war herrlich erfrischend, als oben von der Technik dann der Spruch kam: „Ja, ihr müsst mir schon sagen was ihr wollt.“ Verpasste Einsätze am Anfang des Auftritts und eine wilde Gestik, trugen nicht dazu bei, den ersten Eindruck zu bessern. Und so hielt sich auch das Publikum vornehm zurück und ließ noch reichlich Platz vor der Bühne. Die Jungs können das besser, ich habe sie schon mehrfach live gesehen. An diesem Abend aber stimmte die Chemie nicht. Schade. Keine zehn Minuten später schien dieser Auftritt aber bereits vergessen, denn dann begann der erste Konzertteil von MacBeth – back to the roots. Alte, uralte Stücke kramten die Herren Geburtstagskinder aus der Kiste. Auch den ein oder anderen Coversong – wie in alten Zeiten, „als wir noch nüscht selber konnten“, so Sänger Olli. MacBeth rockten sich die Seele aus dem Leib. Selbst wenn man – wie ich – nicht alle alten Songs kannte, machte es doch derbe Spaß, dieser Truppe auf der Bühne zuzusehen. „Das ist der Retroteil des Abends, sieht man ja auch an unseren Klamotten“ – ja, Olli Hippauf erinnerte in seinem Schlabberpullover schon ein klein wenig an die 1980er. Der Saal war zu diesem Zeitpunkt schon am Siedepunkt. Alte und junge Fans vermischten sich zu einem einzigen MacBeth-Fanknäuel. Als dann eine kleine Unplugged-Show inklusive Cellistin in Gedenken an die verstorbenen Bandmitglieder Rico und Detlev. Ich schwöre, ich habe von der Empore aus gestandene Männer gesehen, die sich eine Träne aus dem Augenwinkel wischten. Ich habe es gesehen. Beim Song „Der Fährmann“ hatte selbst ich Gänsehaut. Mit Nachwuchssängerin Elisa zauberte die Band dann noch eine wunderschöne Akustikversion von “Der Maikäfer” herbei. Doch damit sollte die Zeit der Erinnerungen an diesem Abend auch vorüber sein. Während die Band verschwand, um sich für die letzte Runde frischzumachen, traten Moshquito auf. Deren Sänger Jeff Sumrell wurde es nicht müde zu betonen, dass sie „Moshquito“ seien, die aber demnächst nicht mehr so heißen würden. Ah ja. Eine gute Show lieferten sie allemal ab. Gefallen fand Jeff Sumrell vor allem am Gebläse auf der Bühne, das seine Haare hochwehte. Hatte was. „Everytime i’m in Germany i lose my pants. I don’t know why.
Zum Abschluss des Abends gingen die Herren MacBeth, die so herrlich ironisch und sarkastisch mit ihrer DDR-Vergangenheit umgehen und die Stasi-Protokolle über sich auf ihrer Website publiziert haben, noch einmal auf die Bühne. Keine alten Gassenhauer mehr. Aktuelle Songs und sogar einen Ausblick auf das demnächst erscheinende neue Album gaben sie zum Besten. Eine rundum gelungene Geburtstagsparty mit bestens aufgelegten Geburtstagskindern und einem großen Haufen Gratulanten. Wobei man sagen muss, dass Schlagzeuger Simon Mengs, noch nicht so alt wie die Band selbst ist. Aber da kann man gerne mal ein Auge zudrücken. Ich hatte selten so viel Spaß auf einem Konzert mit „so alten Haudegen“, die es besser können als manche Nachwuchsband. Die in ihre Show mehr Energie packen, als man einer Band mit 25 Jahren Geschichte zutrauen würde. Und die eine feste Institution im deutschen Metal sind, ob sie es nun selbst glauben oder nicht.